Die Kastanie - eine edle Frucht
Was wäre eine „echte“ Törggelewanderung oder ein Törggeleessen ohne die traditionellen Kastanien, bei uns auch „Keschtn“ genannt? Diese sind eine wahre Delikatesse im Herbst und bei uns im Eisacktal ein echtes Schmankerl. Jeder der schon mal ein Feuer gemacht hat, die Kastanien ordentlich geritzt hat und diese dann in einer "Kastanienpfanne" gebraten hat, um den wunderbaren Geruch weiß und die Köstlichkeit und Genuss der Kastanien, weiß, dass dieses Erlebnis alle Jahre ein Muss ist. Hinter der Kastanie steckt der Geist des Herbstes: farbenfrohe Wanderungen durch die Kastanienhaine und die Vorfreude auf diese kleinen gebratenen Köstlichkeiten, die einfach nur wunderbar schmecken. Der süßliche Geschmack der Herbstfrüchte verfeinert auch in der heimischen Küche so manches Gericht.
So gibt es bei uns im Eisacktal Kastanienwochen von Mitte Oktober bis Anfang November. In dieser Zeit dreht sich alles um die Frucht des Brotbaumes. Zahlreiche Gastbetriebe der traditionellen Eisacktaler Kastaniengebiete entlang des Keschtnweges bieten allerlei Leckerbissen, zubereitet von und mit Edelkastanien, an.
Die Vorzüge der Kastanie: Süß, gesund und kalorienarm, nährend, stärkend und aufbauend
Kastanien haben einen sehr hohen Stärkeanteil und liefern daher hochwertige natürliche Kohlenhydrate, Mineralstoffe wie Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium und Eisen. Auch Spurenelemente sind reichlich enthalten. Weiters steckt in dieser edlen Frucht auch Vitamin E, C, sämtliche B-Vitamine und das Provitamin A Betacarotin. Daraus kann man schon erkennen, dass ein Handvoll Kastanien bereits eine komplette Mahlzeit ersetzt und obendrein so richtig satt macht. Das Gerücht, dass Kastanien „Dickmacher“ seien, stimmt hiermit nicht. Schnell ist zwar das Völlegefühl erreicht, jedoch haben sie einen minimalen Fettgehalt und sehr wenige Kalorien. Mit Kastanien können unzählige kulinarische Delikatessen gezaubert werden: Hast du schon mal Kastanien-Cremesuppe, Teigtaschen mit Kastanienfüllung, Kastanienkuchen oder Kastanien-Halbgefrorenes probiert?
Wissenswertes: Kastanien sind Nüsse, die aber wie eine Art Gemüse gegessen werden. Man kann sie roh, gekocht oder gebraten verzehren. Roh schmecken diese allerdings sehr gewöhnungsbedürftig. Am besten schmeckt dieses Grundnahrungsmittel halt doch gebraten. Die Esskastanien kommen ursprünglich aus Kleinasien und wurden bereits seit der Antike verwendet. Um 800 wurden dank Karl des Großen viele Edelkastanien in Klöstern gepflanzt. Dies trieb ihre Ausbreitung voran. Vor der Kartoffel war die Kastanie eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel im Herbst, die breite Bevölkerungsschicht lebte von dieser nahrhaften Frucht. Gerne wurden diese als Einlage in der Suppe gegessen, zum Gemüse usw. Mit dem Kastanien-Mehl - also mit gemahlenen Kastanien - wurde auch Brot gebacken und sogar nicht gestillte Kinder ernährt. Die Inhaltsstoffe der Kastanie waren hiermit eines der wertvollsten Zutaten einer Babymilch. Ebenso wurden Kastanien als Kraftfutter für die Tiere verwendet.
Gesundheit: Kastanien sorgen für ein starkes "Nervenkostüm" und wirken aufbauend bei geistiger und körperlicher Erschöpfung. Das ist vor allem den B-Vitaminen und Phosphor zu verdanken. Wer geistig viel arbeiten muss, auch vor Prüfungen, sollte immer wieder Kastanien naschen. Sie geben aber nicht nur Power, halten an kalten Herbst- und Wintertagen warm, sondern stärken auch das Immunsystem und unterstützen einen gesunden Stoffwechsel. Kastanien sind leicht verdaulich und wirken sogar beruhigend und einschläfernd, dank der Aminosäure-Tryptophan, welche den Körper zur Ruhe bringt. Kastanien können weiters bei Rheuma, Blutarmut, Aufstoßen und Völlegefühl helfen. Die Inhaltsstoffe der Kastanie sind zudem eine absolute Sportlernahrung, bauen den Organismus auf und lassen geschwächte Menschen wieder schneller zu Kräften kommen. Mineralstoffe und Spurenelemente stärken auch Knochen und Zähne und sind vor allem für Kinder, Jugendliche...eigentlich für alle Altersgruppen, eine wahre Wohltat bei Belastungen. Also, wie wäre es mit ein paar Kastanien gegen Stress? ;-)
Kastanien werden auch gerne, neben der Rosskastanie (die allerdings botanisch nichts mit der Kastanie zu tun hat) gern als Venenmittel genutzt und lassen das Blut besser fließen. Sogar schwangeren Frauen werden die Früchte empfohlen, da sich diese positiv auf die Entbindung auswirken können. Schwangere Frauen haben ja oft schwere und müde Beine und diese Belastung könnte durch den Inhaltsstoff Rutin in der Kastanie ausgeglichen werden.
Ernte: Das "Brot der armen Leute" war vor allem in Italien, Süden Deutschlands und in der Schweiz eine wichtige Ernte im Herbst. Von September bis Ende Oktober sind die Früchte reif und fallen allein vom Baum. Vorher sollte man sie nicht herunterschlagen. Meistens werden Kastanien anschließend in der Schale eingeritzt und dann geröstet oder im kochenden Salzwasser gegart. Nachher kann die Schale einfach entfernt werden und die süße Frucht kann für weitere Gerichte weitergenutzt werden. Dank des nussigen Aromas schmecken die Kastanien einfach zahlreichen Genießern!
Eines meiner Lieblingsrezepte mit Kastanien:
Kastanien-Honig-Halbgefrorenes mit Kakipüree und Schokoglasur
Zutaten: 250g-300g Kastanienpüree oder passierte Kastanien, 2 Eier, 2 El Orangensaft und geriebene Schale, ca. 120g Honig, 500ml geschlagene Sahne, Mark einer Vanilleschote, 1 Prise Salz. Dazu: Kakipüree oder Schwarzbeerpüree mit Zimt und nach Belieben Schokoglasur
Zubereitung: Eier trennen. Eischnee mit einer Prise Salz schlagen. Das Eigelb mit Honig, Vanille, Orangensaft und Schale cremig rühren. Das Kastanienpüree einrühren. Nun den Eischnee und die geschlagene Sahne unterziehen, in eine mit Klarsichtfolie ausgelegte Kastenform geben und mind. 8 Stunden bei -18 Grad gefrieren lassen. Vor dem Servieren 2 reife Kaki mit etwas Zimt und Orangensaft pürieren (ebenso mit den Schwarzbeeren verfahren) und auf Teller verteilen. Das Halbgefrorene in Scheiben schneiden und darauf verteilen. Mit etwas Zimt bestreuen. Sehr lecker schmeckt eine Schokoglasur dazu (Kakaobutter, Kakaopulver, Honig)!
Genießt den Herbst mit seinen wunderbaren Köstlichkeiten :-)